Der Schmerzführerschein

Therapiemanagement im Bio-Psycho-Sozialen Kontext

Akute und Chronischer Schmerzen sowie Funktionsstörungen sind die hauptsächlichen Beschwerden, die uns bei unserer täglichen Arbeit mit unseren Patientinnen und Patienten begegnen. Die Zahl der chronischen Schmerzpatienten, die in unseren Praxen nach Hilfe suchen, nimmt statistisch kontinuierlich zu. 

Dabei spielen die individuelle Lebenssituation und die Rahmenbedingungen der Patienten und Faktoren wie Stress und Psychosomatik eine bedeutsame Rolle. Dies sind jedoch Bereiche, mit denen wir zwar täglich in Berührung sind, die uns aber trotzdem immer wieder an unsere Grenzen bringen. 

Wir sind durch unsere Ausbildung überwiegend strukturell und mechanisch denkend geschult, sehen die anatomischen Strukturen, suchen nach Schädigungen derselben und versuchen diese mit unseren Händen zu beeinflussen. Daher haben wir bisweilen einen eingeschränkten Blickwinkel auf die Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche. 

Nach dem Verständnis des Bio-Psycho-Sozialen Krankheitsmodells darf nicht nur die Struktur und damit die Mechanik des Gewebes betrachtet werden, sondern es müssen vielmehr auch die Zusammenhänge mit Schmerzwahrnehmung, Stress, Schlaf, Psyche und sozialen Interaktionen berücksichtig werden. 

Wie wir diese Zusammenhänge zwischen Struktur und Funktion, zwischen den einzelnen Körperregionen und –systemen, zwischen körperlichen und mentalen Aspekten auch im Kontext mit gesellschaftlichen und Umweltfaktoren besser verstehen können und in einer individuellen Beurteilung und Therapieplanung unserer Patientinnen und Patienten berücksichtigen und umsetzen können, ist Inhalt dieses Seminars. 

Deswegen wird es immer wichtiger, dass wir uns auch mit dem Phänomen Schmerz und seinen Begleiterscheinungen intensiver auseinandersetzen:

Wie entsteht Schmerz? 
Was beeinflusst Schmerz? 
Wie wirkt sich Stress auf Schmerz aus? 
Was bedeutet Psychosomatik?
Welche Bedeutung haben Faktoren wie Entzündung, Ernährung, Schlaf, Umweltreize, Bewegung, Berührung und viele andere auf die Schmerzentstehung, die Schmerzentwicklung und die Schmerzverarbeitung? 

Aber am Allerwichtigsten: 

Welche Konsequenzen entstehen aus Schmerzen und wie können wir in unserer täglichen Arbeit als Therapeutinnen und Therapeuten damit umgehen und auf unsere Patienten und deren Schmerzerlebnis einwirken?

Welche Ansätze haben wir in der Therapie um im Sinne einer multimodalen und interdisziplinären Schmerztherapie möglichst erfolgreiche, individuelle Behandlungsstrategien erstellen und durchführen zu können?

Die Bereiche Kommunikation, Edukation und physiotherapeutische Diagnostik werden ebenfalls ausführlich thematisiert, auch um im Hinblick auf eine mögliche zukünftige Blankoverordnung oder sogar einen Direktzugang für Patienten zur Physiotherapie eine umfassende Grundlage zu schaffen.